Quelle: Südwest Presse / 12. Oktober 2022
Traumaforschung Was macht den Helfern am meisten zu schaffen? Große Studie zu Stressfaktoren geplant.
Ulm. Ähnlich wie bei einer inzwischen weitgehend abgeschlossenen Studie, an der 120 Bedienstete der Polizeidirektion Ulm teilgenommen haben, geht es bei dem neuen Projekt der Deutschen Traumastiftung darum, Stress- und Belastungsfaktoren sowie mentale Anforderungen innerhalb des Rettungswesens genauer unter die Lupe zu nehmen. Das kündigte Prof. Anita Ignatius auf der Mitgliederversammlung der Traumastiftung an.
Laut Studien litten mehr als 15 Prozent der im Rettungsdienst Tätigen an posttraumatischen Belastungsstörungen wie Depressionen, Ängstlichkeit oder Schlafstörungen; bei der Polizei liege dieser Anteil Betroffener bei zehn Prozent, bei der Feuerwehr bei gut sieben Prozent, sagte Dr. Marc Jarczok von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Ulmer Uni-Klinikum. Aus den Erkenntnissen der Belastungen heraus werden dann Strategien entwickelt, Mittel und Wege aufgezeigt, wie Rettungssanitäter und andere Beschäftigte von Hilfsdiensten ihre Arbeitssituationen, die besonderen Beanspruchungen und die Stressmomente besser bewältigen können.
Solide Finanzen
Dass die Traumastiftung solche Projekte initiieren, fördern beziehungsweise wissenschaftlich begleiten kann, liegt neben der Einbindung in die Universität Ulm auch an soliden Finanzen, für die bislang Prof. Brigitte Zürn verantwortlich war, die das Amt nun an den Chef der Volksbank Ulm-Biberach, Ralf Blankenberg, übergeben hat.
Für das solide Finanzgerüst sorgen in erster Linie die Stadt Ulm durch einen jährlichen Zuschuss von 50 000 Euro und die Björn-Steiger-Stiftung. So entsteht nun mit dem fast 73 Millionen Euro veranschlagten Neubau für Multidimensionale Trauma-Wissenschaften ein Meilenstein für die Traumaforschung im Campus auf dem Oberen Eselsberg. Dort werden laut Stiftungspräsidentin Anita Ignatius Labore und Räumlichkeiten auf insgesamt 5000 Quadratmetern geschaffen.
Bildunterschrift: Auf der Suche nach Strategien zur Traumabewältigung: Marc Jarczok, Brigitte Zürn, Ralph Blankenberg, Annette Schavan, Anita Ignatius, Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und Michael Drechsler (von links).